23.01.2011
Computerzeitschrift "ct" berichtete über Powerline-Störproblematik
Die Computerzeitschrift "ct" hat in der Ausgabe 2/2011 über die Störproblematik von Inhouse-Powerline-Geräten berichtet.
Der Markt für Powerline-(PLC-)Geräte hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Während die Vermarktung von PLC-Internet-Anschlüssen durch Stromanbieter ("Internet aus der Steckdose") bis auf wenige Ausnahmen eingestellt wurde, haben sog. Inhouse-PLC-Geräte für die häusliche Vernetzung eine weite Verbreitung gefunden.
Herkömmliche Inhouse-PLC-Geräte arbeiten im Frequenzbereich 2 bis 30 MHz. Geräte der neuen Generation verfügen über eine höhere Datenübertragungsrate und benötigen deshalb mehr Bandbreite: Bei Geräten nach dem neuen "HomePlug AV2"-Standard reicht der Frequenzbereich von 2 bis 68 MHz, Geräte mit "Gigle"-Chipsatz nutzen sogar einen Bereich bis 305 MHz.
Die Zeitschrift "ct" hat zur Störproblematik von PLC-Geräten Stellungnahmen von betroffenen Frequenznutzern und Herstellern eingeholt, darunter vom Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC), vom "Institut für Rundfunktechnik" (IRT) und vom Inhouse-PLC-Hersteller "Devola".
Der DARC erklärte, dass die Reichweite der von PLC-Anlagen abgestrahlten Störung bei aktuellen PLC-Geräten zwischen 100 und 500 Meter liegt. Bei einer "flächendeckenden PLC-Verteilung wäre Funkbetrieb in Wohngebieten für die mehr als 340.000 Funkamateure in Europa nicht mehr möglich". Mit der freiwillige Absenkung der Powerline-Pegel auf den Amateurbändern um 30 dB kämen die meisten PLC-Hersteller den Anforderungen des EMV-Gesetzes "schon näher"; dies reiche aber nicht aus, wenn eine PLC-Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft einer Amateurfunkanlage in Betrieb genommen werde. Der DARC fordert PLC-Entwickler auf, "durch wirksame Techniken die elektromagnetischen Störungen so weit zu senken, wie es die grundlegenden Anforderungen des Gesetzes zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMVG) vorschreiben".
Das IRT gab an, im Herbst vergangenen Jahres aktuelle PLC-Geräte untersucht zu haben. Bei einem Gerät der Firma Belkin (Frequenzbereich 50 bis 305 MHz) seien beispielsweise die Strahlungspegel zwar "niedrig" gewesen; sie hätten aber ausgereicht, "um im Nahbereich - bis ca. 1 Meter Abstand zu einer datenführenden ungeschirmten Stromleitung - Störungen des UKW-Empfangs und sogar deutliche Störungen von DAB zu erzeugen". Das Institut schlägt vor, die Rundfunk-Frequenzen durch sog. "Notching" von der PLC-Übertragung auszunehmen. Zitat: "Solange die Hersteller die Rundfunkbänder per Notching aussparen, steht dem PLC-Einsatz aus unserer Sicht nichts entgegen."
Für den PLC-Geräte-Hersteller Devolo ist die Diskussion um Powerline "nicht nachvollziehbar". Das Unternehmen weist darauf hin, dass auch bei ADSL und VDSL breitbandige HF-Signale auf ungeschirmte Leitungen moduliert werden. Mehr als 20 Millionen Haushalte in Europa würden PLC nutzen; dies stelle "einen nicht unerheblichen gesellschaftlichen Nutzen dar". Die Einhaltung der Vorschriften sei für Devolo "selbstverständlich"; sollten sich die Vorschriften ändern, würde man sich "diesen neuen Rahmenbedingungen anpassen".
Auch andere Institutionen wurden von der "ct" zur PLC-Störproblematik befragt. Die "Deutsche Flugsicherung GmbH" verweist auf eine Studie der britischen Flugverkehrskontrolle NATS (National Air Traffic Services) und hält "Probleme beim VHF-Flugfunk für möglich, etwa durch stärkeres Rauschen, das bei Gesprächen zwischen Tower und Flugzeug zu Fehlinterpretationen von Anweisungen führen könnte". Bei der Navigation könne es "beispielsweise zu Abweichungen beim angezeigten Landepfad kommen". Die "Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BDBOS) sieht dagegen für den neuen digitalen BOS-Funk auf TETRA-Basis nur eine "sehr geringe Wahrscheinlichkeit für Störungen, da Tetra deutlich oberhalb von 300 MHz arbeitet". Das Bundesministerium der Verteidigung geht davon aus, dass "die militärische Kommunikation ausreichend geschützt ist, solange PLC-Geräte die gesetzlichen Grenzwerte einhalten".
Relativ gering ist die Anzahl der PLC-Störungsmeldungen, die bisher bei der Bundesnetzagentur eingegangen sind. Nach Angaben der Behörde gab es im Jahre 2010 (bis Anfang Dezember) insgesamt 6541 Funkstörmeldungen, davon standen nur elf Fälle im Zusammenhang mit Inhouse-PLC-Störungen. Von den elf PLC-Fällen wurden zehn "beseitigt", ein Fall wurden "nach Absprache mit den beteiligten Parteien nicht mehr bearbeitet". Zum Vergleich: Im Vorjahr (2009) gab es 6923 Meldungen, davon 16 PLC-Störfälle.
- wolf -
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