22.06.2009
EU-Parlament: Powerline-Lobby will schärfere Grenzwerte verhindern
Die Powerline-Lobby versucht offenbar, über Abgeordnete des Europäischen Parlaments die Anwendung schärferer Störgrenzwerte für Powerline-(PLC-)Geräte zu verhindern.
Am 2. April 2009 hatten fünf Abgeordnete des Europäischen Parlaments eine "parlamentarische Anfrage" an die EU-Kommission gerichtet. Die Abgeordneten meinen, dass durch eine geänderte EU-Norm EN 55022 (in der schärfere Störgrenzwerte für Powerline-Geräte festgelegt sind) ab Oktober 2009 "in der EU keine PLC-Geräte mehr auf den Markt gebracht werden können". Sie halten es für angebracht, die bestehenden, weniger strengen Störgrenzwerte vorerst beizubehalten.
Der Hintergrund: Die Norm EN 55022, in der u.a. Störgrenzwerte für Powerline-Geräte festgelegt sind, existiert zur Zeit in zwei Versionen: Die ältere Version aus dem Jahre 1998 lässt für Powerline-Geräte einen relativ hohe Störpegel zu; in der neueren Version aus dem Jahre 2006 sind wesentlich strengere PLC-Störgrenzwerte festgelegt. Die ältere Version soll im Oktober 2009 zurückgezogen werden. Damit müssten ab diesem Zeitpunkt alle Powerline-Geräte die neuen, strengeren Grenzwerte einhalten.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Günter Verheugen, antwortete am 12. Juni 2009 u.a., dass "in der Vergangenheit nur eine unwesentliche Anzahl durch die PLC-Technologie verursachter Störungen beobachtet wurde". Die EU-Kommission werde am 30. Juni 2009 im Rahmen einer Sitzung der Arbeitsgruppe zur EMV-Richtlinie "die Mitgliedstaaten und die Interessenträger bezüglich der Konsequenzen der gegenwärtigen Situation konsultieren". Eine Möglichkeit wäre, die "alte" Norm EN 55022 auch nach dem Oktober 2009 "für einen längeren Zeitraum" beizubehalten, bis eine "neu gestaltete, mit den PLC-Netzen kompatible Netznorm" verschiedet sein würde. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Änderung der Grenzwerte der "neuen" Norm EN 55022 dahingehend, dass - so Verheugen - "eine unnötige Beeinträchtigung der PLC-Netze durch die Grenzwerte dieser Norm vermieden wird".
Die Verwendung von Powerline-Technik wird schon seit Jahren von Funkamateuren, CB-Funkern, Kurzwellenhörern und anderen Nutzern scharf kritisiert. Durch die Übertragung von Hochfrequenz-Signalen auf ungeschirmten Stromkabeln sind Störungen insbesondere im Kurzwellenbereich möglich, die eine Nutzung dieses Frequenzbereichs erheblich beeinträchtigen oder unmöglich machen können. Umfassendes Material zu Störungen durch PLC - mit zahlreichen Audiobeispielen - hat der Deutsche Amateur-Radio-Club (DARC) im Internet unter www.darc.de/aktuell/plc/index.html veröffentlicht.
- wolf -
© FM-FUNKMAGAZIN
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