18. 03. 2006
DFA-Frühjahrstagung in Neustadt/Hessen (Rückblick)
Am 18. März 2006 fand in Neustadt (Hessen) die Frühjahrstagung der Deutschen Funk-Allianz (DFA) statt. An der Tagung nahmen 14 Delegierte ("Abgeordnete") aus 8 Mitgliedsvereinigungen teil. Als Gäste waren unter anderem der Bundestagsabgeordnete Sören Bartol, das Ehrenmitglied Jürgen Langendörfer, Katja Bickmeier und Frank Siegert sowie der Initiator der "Herleshausen-Demo", Jürgen Walter erschienen. Die Hobby-Presse war durch Wolfgang Fricke vom "Funkmagazin" vertreten.
Zu Beginn der Tagung machte Hans-Werner Hoppe den Vorschlag, die Tagung in einen öffentlichen und einen anschließenden nichtöffentlichen Teil zu splitten. Im nichtöffentlichen Teil sollten Personalangelegenheiten besprochen werden. Hoppe begründete dies damit, dass das Persönlichkeitsrecht der betroffenen Personen Vorrang vor dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit habe. Die Delegierten stimmten diesem Vorschlag (bei einer Enthaltung) zu.
DFA-Präsident Randolph Rauer teilte mit, dass die in der Tagesordnung vorgesehene Präsidiums-Wahl erst im nächsten Jahr stattfindet. Er hatte seine Amtszeit, die noch bis zum nächsten Jahr läuft, eigentlich in diesem Jahr aus familiären Gründen vorzeitig beenden wollen. Weil sich diese Gründe aber vorerst erledigt haben, möchte er seine Amtszeit nun doch bis zum nächsten Jahr voll ausschöpfen.
Randoph Rauer wurde für seine Arbeit mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Er bedankte sich und betonte, dass diese Arbeit ohne seine Ehefrau nicht möglich gewesen wäre.
Die "Funkfreunde Pegnitz" haben ihre Mitgliedschaft in der DFA zum Jahresende 2006 gekündigt.
In seinem Vorstandsbericht betonte der Vorsitzende der DFA, Harald Westermann, dass er sich stets für freie Meinungsäußerung eingesetzt habe. Westermann zitierte aus einem Interview, das er im Jahre 1995 einer Zeitung gegeben hatte: "Eigentlich sollte das ganz einfach sein: Am schönsten wäre es natürlich, wenn die deutschen CB-Funker erkennen würden, wie wichtig der Streit und die Auseinandersetzungen in einer lebhaften Demokratie ist. Doch gerade in CB-Funk-Kreisen ist mir aufgefallen, wie wenig darauf geachtet wird, das Grundrecht auf freie Meinungsäußerungen anderen zu gestatten. Gewisse Mandatsträger hatten immer wieder wegen dem angeblichen Zusammengehörigkeitsgefühl davon Abstand genommen, andere Meinungen laut werden zu lassen. Ich bin der Ansicht: Es ist unbedingt erforderlich, zunächst die Verbände zu verpflichten, den CB-Funkern reinen Wein einzuschenken, damit die Diskussion erst richtig losgehen kann." - Diese Ziele - so Westermann - verfolge er seit nunmehr elf Jahren.
Westermann kritisierte scharf Äußerungen in Internet-Foren, insbesondere Beiträge eines anonymen Schreibers namens "Formalkramforderer". Diese Person - so Westermann - sei "gehirnlos", sie komme "dem Eisele und dem Heid gleich". Er plädierte dafür, offen miteinander zu reden und sich nicht hinter Pseudonymen zu verstecken.
Westermann hob hervor, dass eine "Zusammenarbeit im CB-Funk" kommen müsse, "egal wie". Dies predige er seit Jahren. Zu Meldungen um eine angebliche Aufnahme des RTCB in die DFA sagte Westermann: "Wir haben nie behauptet, dass der RTCB bei uns Mitglied ist. Das können wir nicht - es war ein reines Angebot, eine Frage, die wir gestellt haben. Was andere daraus machen, da können wir nichts für."
Kassenwart Walter Nehrenheim lobte die bessere Zahlungsmoral der Mitgliedsvereine. Es habe, im Gegensatz zum Vorjahr, nur eine einzige Rückbuchung gegeben. Die Revisorin Birgit Biehl, die zusammen mit Präsident Randolph Rauer die Kassenprüfung vorgenommen hatte, bestätigte eine "vorbildliche" Kassenführung - es habe keinerlei Beanstandungen ergeben.
Der Gesamtvorstand wurde daraufhin einstimmig entlastet.
Aufgrund der ausgefallenen Vorstands-Wahl fand nur die Wahl des Revisors statt. Als Kandidaten standen Thorsten Bitterberg und Kurt Lorsbach zur Verfügung. Bei der (geheimen) Wahl erhielt Lorsbach 7 Stimmen und Bitterberg 5 Stimmen (bei 1 Enthaltung und 1 ungültigen Stimme). Lorsbach nahm das Amt an.
Ehrenbeirat Mathias Czaja referierte zum Thema "4 Watt ERP". Diese Grenze sei für den CB-Funk erstmals mit der Allgemeinzuteilung 2003 eingeführt worden. Vorher sei lediglich die Ausgangsleistung am Funkgerät maßgeblich gewesen. Czaja plädierte dafür, die zulässige äquivalente Strahlungsleistung (nicht die Gerätausgangsleistung!) auf 12 Watt ERP anzuheben. Dieses sei ein juristisches Problem, man könne es mit der Besitzstandswahrung der bisherigen Benutzer von Halbwellenstrahlern begründen. Auch solle man versuchen, die Betriebsfunker mit "ins Boot" zu holen - dort gäbe es (mit 6 Watt ERP) das gleiche Problem (siehe dazu auch den Beitrag "Wie viel Leistung brauchen die CB-Funker?" unter www.deutsche-funk-allianz.de/Technik/Leistung/Leistung.html )
Leider sei ein von Franz Hornauer (bei der Besprechung mit der BNetzA am 10.11.05) eingebrachter Vorschlag, diese Grenze auf 100 Watt ERP heraufzusetzen, bei der Bundesnetzagentur "übel angekommen". Der Vorschlag sei mit dem Vorstand nicht abgestimmt gewesen und werde bei der Behörde offenbar auch nicht ganz ernst genommen.
Zur 10-Watt-EIRP-Grenze und der damit verbundenen "Standortbescheinigung" meinte Czaja, man müsse sich dazu an den Wirtschaftminister wenden. Bisher ist nur die Bundesnetzagentur berechtigt, eine solche (kostenpflichtige) Standortbescheinigung auszustellen (Ausnahme: "Selbsterklärung" der Funkamateure). Es solle versucht werden, für den CB-Funk ein vereinfachtes Standortverfahren einzuführen, das von qualifizierten Personen (Radio-/Fernsehtechniker, Funkamateure etc.) oder mit Hilfe eines zertifizierten Computerprogramms durchgeführt werden kann.
Jürgen Walter merkte dazu an, dass es nach seinen Informationen bereits Initiativen von Innungen der Radio- und Fernsehtechniker gibt, die fordern, aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation Standortbescheinigungen ausstellen zu dürfen.
Mathias Czaja stellte den Antrag, der Vorstand möge das Forderungsprogramm der DFA um folgende Punkte erweitern:
1. Heraufsetzung der zulässigen äquivalenten Strahlungsleistung auf 12 Watt ERP. Damit solle ein Bestandsschutz für die Benutzer von Halbwellenstrahlern gesichert werden.
2. Die Inanspruchnahme dieser 12-Watt-ERP-Grenze soll freiwillig sein. Es muss eine Regelung geben für CB-Funker, die unter 10 Watt EIRP bleiben wollen, um eine Standortbescheinigung zu vermeiden. Dies ist als Übergangsregelung vorgesehen, bis die 10-Watt-EIRP-Regelung neu überdacht wird.
3. Es sollte CB-Funkern erlaubt sein, eine vereinfachte Standortbescheinigung abzugeben - ähnlich der Selbsterklärung der Funkamateure. Die Inanspruchnahme von Hilfspersonen (z.B. Fachhändler, Funkamateure oder DFA-Beauftragte) zur Erstellung der Selbsterklärung soll gestattet sein.
4. Der Grenzwert von 10 Watt EIRP (Personenschutz) soll auf mindestens 20 Watt EIRP oder mehr angehoben werden, damit CB-Funker aus der Pflicht zur Standortbescheinigung herausfallen. Mathias Czaja schlug vor, sich hierzu mit den Amateurfunkvertretungen abzustimmen.
Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Breiten Raum nahm eine Diskussion über die Nicht-Teilnahme der DFA an der Demonstration gegen den DAKfCBNF in Herleshausen ein. Jürgen Walter verlas eine Erklärung von Funkfreunden, die nach eigenen Angaben an der Demonstration gegen den DAKfCBNF in Herleshausen teilgenommen hatten. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut (Zitat):
Verehrte Funkfreunde der DFA, verehrtes Präsidium und Vorstand,
im Namen und Auftrag von uns unterzeichneten CB Funkern lassen wir folgende Botschaft verlesen:
Wir waren am 11.03.2006 in Herleshausen auf der Straße. Wir haben uns öffentlich gegen die Machenschaften des DAKfCBNF zur Wehr gesetzt. Wir, das sind CB Funker der Basis. Im Vorfeld wurden durch den Veranstalter die verschiedensten Vereine und Verbände, die alle für sich in Anspruch nehmen, uns vertreten zu wollen, angeschrieben.
Der Vorstand der DFA hat es nicht einmal für erforderlich gehalten, das entsprechende Schreiben zu bestätigen, geschweige denn uns bei der Demo den Rücken zu stärken durch eine Abordnung oder sonst irgendwelche Kundgaben. Stattdessen verbreitet die DFA, dass es sich bei dieser Demo um eine "Verbandswerbung" für den DAKfCBNF handelt und dieses mehr öffentliches Interesse erweckt, als dieser verdient. Wir bedanken uns dafür in aller Form.
Der Runde Tisch CB Funk stand der DFA in nichts hinterher. Dieter Löchter sah sich ebenfalls nicht befähigt, die Einladung zu bestätigen oder zu erscheinen. Auch Henning Gajek, der in der Vergangenheit immer wieder predigte, dass die Basis zu Veranstaltungen fahren sollte, um etwas zu bewegen, blieb dieser Veranstaltung fern.
DCBO und andere Gruppierungen machten es nach. Keiner war befähigt, Flagge zu zeigen und hinter der Basis sich einzufinden, um öffentlich gegen den DAKfCBNF zu demonstrieren.
Selbst in diversen Foren wird man förmlich geteert und gefedert, wenn man das Thema "Verbände" und "Vereine" anspricht. Hier hat jeder für sich seine eigene Erfahrung gemacht. Es ist halt chic und auch in der momentanen Situation üblich, gut formulierte Zeilen, gespickt mit ein paar Fremdwörtern, in die Foren zu blasen, als sich explizit mit den Problemen zu beschäftigen. Das Übel heißt es jetzt am Schopfe zu packen und gemeinsam mit der Basis, welche wir als diejenigen bezeichnen, die noch live hinter einem Funkgerät oder Tastatur sitzen, Veränderungen zu bewirken. Wie sagte eine große Gemeinschaft, welche auch auf die Straße ging und demonstrierte? "Wir sind das Volk."
Nicht einmal ein Mitglied der benannten Organisationen war anwesend. Inzwischen ist das Echo allgemein groß geworden und man zollt uns im allgemeinen Respekt für diese Aktion. Auch bei Verwaltung und Politik ist das nicht unberücksichtigt geblieben, wie eingegangener Schriftverkehr das bestätigen kann.
Ihr ruft alle auf, dass die Basis Eure Arbeit unterstützen soll. Die Basisfunker riefen auf, dass ihr sie unterstützt. Ihr habt gezeigt, wie ernst ihr es alle mit uns meint. Dies werden wir, die Basisfunker, in Zukunft entsprechend zu würdigen wissen.
Ein Großteil der CB Funker stellt nun fest: Wir haben leider keine Vertreter mehr, die unsere Rechte bei Verwaltung und Politik durchsetzen. Die letzte Chance ist versäumt wordenn, leider auch von der Deutschen Funk Allianz.
Alle Gute für eure Tagung, und möget ihr euch darüber im Klaren sein, was wir auszudrücken versuchten. Wir sind Jürgen Walter dankbar, dass er mit dieser Aktion uns allen die Augen öffnen konnte, um zu sehen, was mit der gesamten Vertreterlandschaft im CB-Funk los ist.
Aktionskreis Basisfunker gehen auf die Straße
Es unterschreiben
17 CB Funker, die sich als Teil der Basis sehen:
(Es folgt eine Namensliste)
(Zitatende)
Jürgen Walter erklärte, er habe im Vorfeld der Demonstration alle ihm bekannten Gruppierungen und Personen angeschrieben, die - so Walter - in den vergangenen Jahren in Anspruch nahmen, die "Basis" der CB-Funker zu vertreten, darunter auch den Vorstand der DFA, Dieter Löchter vom RTCB und Henning Gajek. Zu seinen Beweggründen, die Demonstration zu veranstalten, sagte Walter: "Ich wollte all den Verbänden und Sprechern, die im Internet ihren 'Großkotz' raushängen lassen, die Chance geben, zu zeigen, wie ernst sie es meinen." Sie hätten jahrelang gepredigt, die Basis müsse aktiv werden. Jetzt sei die Möglichkeit dazu gewesen, und keiner habe sich blicken lassen. Der DFA-Vorstand habe erklärt, dass er offiziell nicht an der Demo teilnehmen werde, von Dieter Löchter sei keine Antwort gekommen und Henning Gajek habe mitgeteilt, dass er zur CEBIT müsse, obwohl er zu dem Zeitpunkt bei der SCBO-Tagung in der Schweiz gewesen sei.
Harald Westermann, erklärte dazu, dass er die Mail von Walter nicht erhalten habe (möglicherweise verursacht durch Probleme wegen Providerwechsel). Die DFA habe zwar angekündigt, dass sich der Vorstand an der Demo offiziell nicht beteiligen werde. Er habe aber jedem Mitglied freigestellt, dies zu tun. Westermann gab zu bedenken, dass auch eine Teilnahme von ihm als "Privatperson" unweigerlich mit der DFA in Verbindung gebracht worden wäre. Andere Vorstandsmitglieder gaben an, sie hätten Äußerungen in Internet-Foren so interpretiert, dass auch zur DFA-Tagung in Neustadt eine Demo geplant gewesen sei. Eine Teilnahme in Herleshausen sei darum aus ihrer Sicht sinnlos gewesen, weil man sich ja eine Woche später in Neustadt mit den Demonstranten hätte auseinandersetzen können.
Mathias Czaja vertrat die Ansicht, dass Vereine untereinander "koalitionsfähig" bleiben müssen. Die Teilnahme eines Vereins an einer Demonstration gegen einen anderen Verein würde dem zuwiderlaufen.
Dieter Löchter räumte ein, dass er sich beim Erhalt der E-Mail "nicht viele Gedanken" zu der Demo gemacht habe - es bringe "eh nichts".
Zum Abschluss des öffentlichen Teils der Tagung verwies Hans-Werner Hoppe auf die Geschichte von Sokrates und den "drei Sieben":
(Zitat)
Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: "Höre
Sokrates, das muß ich Dir erzählen!" - "Halte
ein!" unterbrach ihn der Weise, "hast Du das, was Du
mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?" -
"Drei Siebe?", fragte der andere voller Verwunderung.
"Ja guter Freund! Laß sehen, ob das, was Du mir sagen
willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:
Das erste ist die Wahrheit. Hast Du alles, was Du mir erzählen
willst, geprüft, ob es wahr ist? "Nein, ich hörte es
erzählen und..." "So, so! Aber sicher hast Du es im
zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was Du
mir erzählen willst, gut?" Zögernd sagte der andere:
"Nein, im Gegenteil..." "Hm...", unterbrach
ihn der Weise, "so laß uns auch das dritte Sieb noch
anwenden. Ist es notwendig, dass Du mir das erzählst?"-
"Notwendig nun gerade nicht..." - "Also,"
sagte lächelnd der Weise, "wenn es weder wahr noch gut noch
notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste Dich und mich
nicht damit."
(Zitatende)
Hoppe wünschte sich, das diese Kriterien auch im CB-Funk berücksicht würden.
Im anschließenden nichtöffentlichen Teil der Tagung wurden Personaldiskussionen, insbesondere um den ehemaligen stellv. Vorsitzenden und Europabeauftragten Dieter Löchter und den zurückgetretenen Ehrenpräsidenten Burkhard Heid geführt.
Die Herbsttagung 2006 der DFA wird am 23. September 2006 in Waldkirch-Kollnau (Baden-Württemberg) stattfinden, für die Frühjahrstagung 2007 ist als Veranstaltungsort Siegen (Nordrhein-Westfalen) vorgesehen.
- wolf -
Nachtrag vom 30.05.2006:
Das offizielle Tagungsprotokoll wurde von der DFA auf ihrer
Homepage unter www.deutsche-funk-allianz.de/Termine/DFA-Tagung/FT2006.html veröffentlicht.
© FUNKMAGAZIN
www.meinrufzeichen.de
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