04.02.2014
Trier: Polizisten fürchten sich vor digitalem Polizeifunk...
Trierer Polizisten fürchten sich vor gesundheitlichen Schädigungen durch den digitalen TETRA-BOS-Funk. Das berichtet die Lokalzeitung "Trierischer Volksfreund".
Auslöser der Angst ist eine Dienstanweisung vom Dezember 2013, die besagt, dass TETRA-Handfunkgeräte nicht in geschlossenen Fahrzeugen benutzt werden dürfen. Außerdem müsse ein Sicherheitsabstand zu Personen mit Herzschrittmachern eingehalten werden und die Nutzung in Krankenhäusern sei (wegen möglicher Beeinflussung der dortigen elektronischen Geräte) grundsätzlich nicht zulässig.
Zwei Kommissare der Trierer der Polizei haben sich daraufhin besorgt an ihren Dienstherrn gewandt. Sie behaupten, dass die TETRA-Handfunkgeräte "trotz bestimmungsgemäßem Gebrauch (...) stark gesundheitsgefährdend- und schädigend" seien und fordern eine vorübergehende Rückkehr zu den alten Analogfunkgeräten. Durch die im Dezember 2013 ergangene Dienstanweisung könne der Eindruck entstehen, dass man beabsichtige, "ein bereits seit geraumer Zeit bekanntes Problem, welches verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter (...) haben kann, (...) zu vertuschen.
Im rheinland-pfälzischen Innenministerium kann man die Ängste nicht verstehen. Das Ministerium erklärte, dass die Benutzung der Handfunkgeräte innerhalb von Einsatzfahrzeugen nie vorgesehen gewesen sei; dazu seien alle Fahrzeuge mit fest installierten Mobilfunkgeräten ausgestattet.
Aus einer umfangreichen Studie des Bundesamtes für Strahlenschutz aus dem Jahre 2012 geht hervor, dass beim Betrieb von TETRA-Handfunkgeräten innerhalb von Fahrzeugen im üblichen Netzbetrieb ("TMO"-Modus) selbst bei minimalem Abstand zur metallischen Karosserie der Grenzwert für berufliche Exposition (10 W/kg) weit unterschritten wird. Auch im Direktbetrieb ("DMO"-Modus) werde dieser Grenzwert innerhalb von Fahrzeugen eingehalten. Bei "untypischer Position" (Gerät berührt länger als 4,5 Minuten den Kopf, während der Kopf an der metallischen Fahrzeugkarosserie angelehnt ist und alle vier Zeitschlitze gebündelt sind) werde der Grenzwert für berufliche Exposition bis zu 80 % ausgeschöpft.
Der BOS-Funk im Raum Trier wurde bereits im Mai 2011 auf den digitalen TETRA-Standard umgestellt. Als Handfunkgeräte werden Geräte des Typs Sepura STP8000 verwendet,
Auch für die Bevölkerung sehen amtliche Stellen keine Gefährdung durch den digitalen BOS-Funk. Das bayerische Innenministerium hat im Januar 2014 ein Informationsblatt herausgebracht, in dem u.a. auch zu "gesundheitlichen Wirkungsfragen" des digitalen TETRA-BOS-Funks Stellung bezogen wird.
In dem Infoblatt heißt es u.a., dass es sich bei den derzeit geltenden Grenzwerten für Funkanlagen um "Vorsorgewerte" handele. Diese lägen um den Sicherheitsfaktor 50 unterhalb des Schwellenwertes, "bei dem Wirkungen überhaupt nachgewiesen werden können". Bei Einhaltung der Grenzwerte werde deshalb "die Schwelle einer gesundheitlichen Auswirkung nicht erreicht".
Anmerkung der Funkmagazin-Redaktion:
Der "Sicherheitsfaktor 50" bezieht sich auf Grenzwerte für die Allgemeinbevölkerung; bei Grenzwerten für die berufliche Exposition liegt er wesentlich niedriger.
Seit mehreren Jahrzehnten würden thermische und athermische biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder in einer Vielzahl von experimentellen Laborstudien und epidemiologischen (bevölkerungsbezogenen) Feldstudien wissenschaftlich untersucht. Auf Basis der bisherigen Forschungsergebnisse sei keine Studie bekannt, die "nach anerkannten wissenschaftlichen Kriterien eine gesundheitliche Beeinträchtigung bei Einhaltung der Schutzwerte belegen würde".
- wolf -
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